Frieda und ich machen ein Sabbatjahr

Vor rund 8 Monaten habe ich mich entschieden, ein Jahr “auszusetzen” – ein Sabbatical, eine Auszeit von der Hundeschule, nicht vom Hundetraining. Wenn ihr so wollt, eine Notbremse, als ich gemerkt hab, dass nicht nur ich in die falsche Richtung renne, sondern auch die geliebte Pippinette und das in die entgegengesetzte. Nach fast 10 Jahren coachen von Menschen mit Hunden war er da, der Moment in dem ich keinen Sinn mehr gesehen habe in meiner Arbeit.

Natürlich entsteht so ein Gedanke im Kopf nicht plötzlich, das hat sich lange abgezeichnet, dass ich was ändern muss. Aber manchmal zögert man das unausweichliche eben lange heraus, schliesslich wollte ich ja niemanden vor den Kopf stossen. Und dann kommt da dieser eine Moment…

Ich bin bekennender Fan von Joschka Breitner, das habt ihr bestimmt schon gemerkt und während Corona war es ja so hip, sich mit sich selbst und Achtsamkeit und Selbstoptimierung zu beschäftigen. Da habe ich allerdings noch versucht, alles zusammenzuhalten.

Joschka Breitner sagt:

“Selbstfindung ist ein wenig wie das Suchen nach dem Regenschirm. Je verzweifelter Sie ihn unter Zeitdruck suchen, desto unwahrscheinlicher ist es, dass Sie ihn finden. Und am Ende dürfen Sie dann doch mit der Hand über dem Kopf im Regen zum Auto laufen. Den Schirm werden Sie dann ganz unverhofft beim nächsten Aufräumen im Sonnenschein finden. Zusammen mit der vor Wochen verlorenen Sonnenbrille, die Sie an dem Tag ohnehin viel besser gebrauchen können. Und genauso ist es auch mit Ihrer Seele.

Selbstfindung ist keine Suche. Selbstfindung ist Aufräumen.”

Und damit habe ich dann auch angefangen. Den Beitrag hier schiebe ich schon ein Jahr vor mir her, aber was sollte ich auch schreiben?! Heute ist der bessere Tag dafür.

Der Gang in die Trainingsgruppen war so hart. “Sorry Leute, ich höre dann auf, imfall!” Und dann ist was ganz Unerwartetes passiert – da waren plötzlich Menschen, die ich schon so lange kannte und die haben einfach gesagt, das geht nicht. Und dafür bin ich unheimlich dankbar. Mit dem Kompromiss, mit zwei Gruppen weiterzumachen konnte und kann ich gut leben und erstmal die Pippinette!

Die, die mich kennen, wissen, das unsere Frieda ein spezial gelagerter Sonderfall ist, wenn es um Training, Freizeit oder das Leben an sich geht. Irgendwas zwischen Genie und Wahnsinn, immer wild, immer laut und immer daneben oder gerade nicht da. Eine Walküre im Hundepelz. Aber eben mein Mädchen!

In den letzten Wochen hat sich viel getan, Frieda hat Spass, in der Gruppe mitzumachen, sie haut manchmal Sachen raus, von denen ich nicht weiss, wann sie die gelernt hat. Heute hat sie zum ersten Mal konzentriert und ruhig das Leckerlisseil abgesucht und die Leckerlis auch gefressen, sie hat keinen der anderen Hunde angepöbelt und ist ganz zum Schluss noch der Fährte zum Osterei gefolgt, wild und kreativ, aber sie ist angekommen.

Für mich ist Hundetrainerin zu sein nicht mehr, was ich mir mal vorgestellt habe, aber wenn ich schon mal da bin…! Im Herbst 2023 geht es dann wieder los mit den neuen Kursen. Jeder, der was lernen möchte, nie aufhört über seinen Hund zu staunen und ihn so nimmt wie er ist, ist herzlich willkommen.

Die Idee mit dem Seil ist von der fantastischen Dagmar Spillner und wurde auf dem Hundekongress Vol.3 vorgestellt. Ich hab euch das mal grob zusammengeschrieben – kostenlos zum runterladen.